Ich bin 43 Jahre alt und habe die seelische Störung „Depressives Syndrom bei Entwickkungsstörung“ und arbeite in einer Werkstatt für seelisch Behinderte. Ich leide schon immer unter starken Ängsten vor behördlichem Zwang. Außerdem erschwert meine Störung zwischenmenschlichen Umgang. Diese Ängste haben sich seit März bei mir verstärkt. Ich erlebe eine ständige Drohgebärde und fühle mich eingeengt. Die Geschäftsführerin der Werkstatt hat laut pädagogischer Leitung gesagt:

„Es sei nicht die Frage, ob bei uns ein Corona-Fall entdeckt wird, sondern wann.“. Dies versetzt mich in ständiges Unbehagen. Aber es wäre für mich auch seelisch nicht förderlich, auf Dauer zu Hause zu bleiben und nichts zu tun. 

Vor der Krankheit Covid-19 habe ich von Anfang an nur wenig Angst, weil ich nicht zu den Hochrisiko-Personen zähle. Die staatliche Willkür versetzt mich in Angst. Ich als seelisch angeschlagene Person fürchte mich vor einer angeordneten Quarantäne und daß ich etwas falsch machen könnte, wofür ich schwer bestraft werde. Ich erlebe keine Aufklärung und Aufruf an die Vernunft seitens der Behörden, sondern vor allem Androhung von Maßnahmen, harten Strafen und Bevormundung. So sieht ein wohlmeinender Staat sicherlich nicht aus! Ich habe seither Angst, auf größere Veranstaltungen zu gehen! Wann begreifen die letzten Bürger, daß man die Entwicklung von Corona genauso wie Influenza während einer Grippewelle im Auge behalten muß, aber bisher nur mäßig gefährlich ist?!

Es kommen wieder diese Blockwarte, die damals bereitwillig H.H. gerufen haben oder der Stasi zugearbeitet haben, was mich auch sehr beunruhigt. 

Ich war angesichts der Nachrichten aus Südeuropa zeitweise in Panik geraten, daß eines Tages eine Ausgangssperre mit Schießbefehl eingeführt werde. Ich hatte Videos von Polizeigewalt und -willkür in Italien und Spanien gesehen und geriet zeitweise in Verzweiflung darüber, daß die Menschen nicht friedliche Massenproteste wie 1989 in der DDR ausgeübt hatten. Ich wäre beruhigter gewesen, wenn es Massenproteste wie in den USA gegeben hätte. Die Menschen in Südeuropa haben mir sehr leidgetan. 

Aber auch jetzt fühle ich eine ständige Anspannung, weil mir bewußt ist, daß die Beschränkungen jederzeit wieder willkürlkch verschärft werden können. Die Ausspähung per Stasi-Listen führt mir auch die ständige Drohgebärde des Staates vor Augen. Ich gehe nur noch zu Gastwirten meines Vertrauens essen, die mich ohne Eintragung bewirten. Ich empfinde die willkürliche Entscheidung des Gesundheitsamtes, falls ein Corona-Fall auftritt, als Bedrohung. Es gibt zwar Richtlinien dafür, wann man als Kontaktperson ersten oder zweiten Grades gilt. Aber die Nachrichten zeigen, daß die Entscheidung letzten Endes willkürlich ist, wie beim Ausreiseantrag in der DDR. Und tatsächlich werden die Stasi-Listen auch von der Polizei für Ermittlungen mißbraucht. 

Nicht zuletzt schmerzt es mich als gläubiger Katholik zutiefst, daß ich ohne Stasi-Listen-Eintrag noch nicht einmal zur Heiligen Messe gehen kann. Ansteckungen hat es doch immer in Freikirchen mit wahrscheinlich recht engen Räumen und nahen Berührungen untereinander gegeben. Innerhalb der Volkskirche habe ich das noch nicht gehört, weil die Kirchen doch sehr weiträumig sind. Ich fühle mich in dieser Hinsicht sowohl vom Staat als auch von den Hirten der Kirche herabgewürdigt. 

Ich habe das alles mit den Maßnahmen während der Ebola-Epidemie in Westafrika verglichen. Wenn man sie mit jenen Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 vergleicht, fällt in letzterem Fall die Unverhältnismäßigkeit auf. Zeitweise gab es nächtliche Ausgangssperren. In Sierra Leone gab es vom 19. bis 21. September eine Ausgangssperre. Besonders betroffene Gebiete und Städte sind zeitweise abgeriegelt worden. Auch Einschränkungen der Versammlungsfreiheit hat es gegeben. Trotzdem erscheinen die Beschränkungen im Vergleich zu jenen, die wir in Europa wegen eines mäßig gefährlichen Virus erlebt haben, als eher harmlos. Halten wir uns vor Augen: Ebola ist wirklich eine sehr gefährliche Seuche und nicht nur mäßig gefährlich! 

Die PCR-Tests sollten nur als Bestätigung bei Krankheitszeichen oder als Sicherheit für Mitarbeiter im Gesundheitsheitswesen dienen. Beobachtung von positiv Getesten sollte ausreichen, was auch in Westafrika während der Ebola-Epidemie so gehandhabt worden ist. Quarantäne ist nur im Falle von Erkrankten und hohem Krankheitsverdacht angeordnet worden.